WWOP zum Weltcup im Biathlon-OL 2019
Zur Weltcuprund fünf mit den Wertungsläufen 9 und 10 fuhren gleich drei Gruppen in tschechische Pisek an den Nordrand des Böhmerwaldes. In unseren Teams gleich drei „Neueinsteiger“ für den Biathlon-OL aus Litauen. Sicherlich ist es nicht unbedingt das Beste, Einsteigern diese Sportart in Form von „Lernen beim Machen“ an diese hochspezialisierte Form des OL heranzuführen, doch wie soll es sonst geschehen? Wir bereiteten Marija Lapukaite, Petras und Jonas Lapukas mit Lasergewehr und beim SV Schorfheide praktische mit Luftgewehr vor. Während Sebastian Fleiß und Bernd Wollenberg die OL-Ausbildung durchführten, stand der Präsident des neu gegründeten Deutschen Verbandes für Biathlon-OL, Thomas Wichmann, für die Schießausbildung zur Verfügung.
Mit je einem sechsten Platz erlief sich Sebastian Fleiß (Berliner TSC) bei den Weltcuprunden 9 und 10 der laufenden Saison im Biathlon-OL in Pisek (Tschechien) überraschend seine bisher besten Ergebnisse in den Elitewettbewerben dieser fest in den Händen der skandinavischen Nationen befindlichen Extradisziplin in der Familie des Orientierungssports. Geschmälert wurde sein Erfolg allerdings durch die sehr geringe Konkurrenz, da bis auf die Spitzenathleten Schwedens, Finnlands und Dänemarks seitens der Nordländer kaum Aktive antraten. Hintergrund, wie Insider uns „verrieten“ waren die sehr intensiven bürokratischen Rahmenbedingungen für den ansonsten zwischen den skandinavischen Ländern problemlosen Transfers der für den Biathlon-OL notwendigen Biathlongewehre. Da bis auf die drei deutsche Aktiven des Schützenvereins Storkow alle anderen deutschen Biathlon-Orientierer noch keine auf sie individuell zugelassenen Gewehre besitzen, helfen bei Wettkämpfen im skandinavischen Raum speziell unsere schwedischen Sportfreunde durch zeitweiliges Überlassen von Biathlongewehren aus, die sie uns mitbringen. Da das nun in Tschechien wie geschrieben nicht möglich war, mussten sich die drei Starter des Berliner TSC (Nico Seegert, Sebastian Fleiß und Bernd Wollenberg sowie die litauischen Gaststarter des Berliner TSC sowie hinzu Benno Schütz (ESV Lok Berlin-Schöneweide) dann vier Gewehre teilen. Für Kenner dieser Sportart sind das kaum machbare Rahmenbedingungen für ein gutes Ergebnis.
Trotzdem gelang es Sebastian im ersten Wettkampfdurch fehlerfreie Orientierung, den 10 min nach ihm gestarteten amtierenden Weltmeister Johan Eklov (SWE) bis zur zweiten Schießeinlage, dem Stehendschießen, auf Abstand zu halten. Erst beim Einlauf in die Schießbahn begannen beide gemeinsam den Schlußwettbewerb „Seite an Seite“ anzugehen. Dabei gelang es Sebastian durch eine schnelle und fehlerfreie Serie den bärenstarken Schweden wieder abzuschütteln – Eklov „leistete“ sich zwei Fehlschüsse und durfte die knapp 300 m lange „Strafrunde“, garniert mit 30 Höhenmetern, noch zweimal absolvieren. Johan gratulierte dem Juniorenweltmeister von 2016 denn auch freundschaftlich zu diesem ersten großen internationalen Erfolg im Kreis der Elite des Biathlon-OL. Mit seinen damit zusammen 44 Weltcuppunkten reiht sich Sebastian in die TOP 25 der aktuellen Weltcupsaison ein. In den Elitewettbewerben der Damen gab es keine deutsche Beteiligung. In den Rahmenwettbewerben der Junioren und Senioren waren die Starterfelder sehr stark ausgedünnt, wobei natürlich im Wettbewerb unter ausgesprochenen Spezialisten man auch erst einmal zwei oder drei Gegner erst einmal besiegen muss. Gelungen ist dies durch Siege und Zweitplätzen in ihren Konkurrenzen Bernd Käding (Schützenverein Storkow; AK 55, Platz 1 am Tag 1), Frank Braatz (SV Storkow, AK 55, Platz 3 am Tag 1, Platz 2 am Tag 2) sowie Benno Schütz (ESV Lok Berlin-Schöneweide, 2 x Platz 1 in der AK 35).
Die Orientierungsbahnen im Böhmerwald, der sich südlich beinahe Nahtlos in den Bayrischen Wald fortsetzt, waren gekennzeichnet durch diverse Fels und Dickichtpassagen, die kraft- und zeitraubende Umwegsrouten mit diversen Anstiegsmetern erforderlich machten. Die typische Bahnlegung der tschechischen Orientierungsläufer wird auch im Biathlon-OL betrieben und forderte zu jeder Zeit absolute Aufmerksamkeit gepaart mit einem starken Konditionspolster. Trotz der eingangs erwähnten Nebenbedingungen wurden die Wettkämpfe dem Weltcupansprüchen voll gerecht und fanden ungeteilt gute Einschätzungen von Aktiven, Trainern und Offiziellen.
Ergebnisse der Elite: (Angaben Fehlschüsse liegend + stehend)
WC Herren – Elite (Sa, 4 km): 1. Robbin Kantarp (SWE) 1+1 25:51 min 2. Mikko Hölsö (FIN) 1+1 28:03 3. Johan Eklöv (SWE) 0+2 30:20 6. Sebastian Fleiß (GER) 4+0 40:24
WC Herren- Elite (S0, 5,4 km): 1. Robbin Kantarp (SWE) 2+1 27:39 min 2. Mikko Hölsö (FIN) 0+2 28:13 3. Jonas Weber (DEN) 1+2 31:09 6. Sebastian Fleiß (GER) 2+2 49:24
Bernd Wollenberg
Fotos : Bernd Wollenberg, Archiv B.W., Website Cesky Orientacni Biathlon
Weitere Informationen: http://cbo.czweb.org/zaklad.php